Umgang mit Zoophilie

Lucarivyle

Tourist
Hey Leute, ich habe oft Zweifel daran wie ich damit umgehen soll zoophil zu sein, ob ich es sicher bin und ob es falsch ist oder ok. Ich stelle mir trotzdem vor auch Beziehungen mit Menschen zu haben, aber ich weiß nicht ob ich damit umgehen könnte, wenn dieser Partner dagegen wäre.

Bisher hab ich noch nie Sex gehabt mit einem Tier und neben einem Meerschweinchen auch kein Haustier gehabt. Mich erregt der Gedanke daran, auch mit Tieren einvernehmlichen Sex zu haben sehr, auch das Kuscheln, aber um ehrlich zu sein geht es mir genauso mit Pokémon. Ich weiß für einige dürfte das seltsam oder verrückt klingen, eventuell sind da auch verschiede Traumata "schuld" dran. Es ist auch so, dass wenn ich in echt die Wahl hätte, ich Pokémon bevorzugen würde gegenüber Menschen UND Tieren. Bei mir sind Menschen tatsächlich erst an dritter Stelle und da nur Männer.

Ich habe oft die Sorge, dass ich das ganze vielleicht missinterpretiere, oder es gar falsch ist sich das vorzustellen oder zu wünschen. Ich hatte bisher noch keine wirkliche Beziehung und habe auch immer wieder die Angst, dass es rauskommt.

Ich finde es schlimm mich verstecken zu müssen. Bei Menschen bin ich homosexuell, weshalb ich mich auch oft "verstecken" muss, da besonders in meiner Wohngegend sehr viele Homophobiker sind, aber die Zoophilie macht mir dabei noch mehr Druck und erschwert mir extrem die Suche nach einer guten Beziehung zu einem Mann, da ich nicht sicher weiß, ob ich damit glücklich werde oder doch vielleicht zu 90% nur zoophil bin.

Mich bringt das ganze sehr durcheinander, es bringt immer wieder Selbstzweifel und ich bin traurig, weil ich mich (trotz Freunden und Familie, vor denen ich das aber verstecke) einsam fühle. Und ich finde es traurig, dass Zoophile wahrscheinlich sehr zu unrecht so verhasst sind in der Gesellschaft. Ich wünsche mir auch oft, dass es eine Möglichkeit gäbe zu zeigen, dass die Tiere das auch mögen oder gar aktiv wollen.

Geht es oder ging es einigen von euch auch so? Wie geht ihr damit um? Ich habe die Angst ewig allein zu bleiben und nie echte Liebe zu spüren wie in einer Beziehung. Ich hab jetzt schon länger als nötig darauf verzichtet und gedacht das ergibt sich irgendwie, aber ich merke wie mir das in letzter Zeit immer mehr wehtut.

Entschuldigt den langen Text, ich hoffe es hilft mir zumindest etwas das niederzuschreiben... Wer reden möchte mit mir kann mir natürlich auch privat schreiben.
 
Mit unserer Sprache neigen wir immer ein bisschen dazu, die Welt in Schubladen einzuteilen. Beispielsweise haben wir bei den Wirbeltieren Schubladen für Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel, Säugetiere oder wir unterscheiden zwischen Land- und Stadtleben. Ähnlich gibt es Homosexualität, Bisexualität, Heterosexualität ... und Zoosexualität bzw. Zoophilie.

Solche Schubladen sind immer eine Abstraktion und damit eine Vereinfachung der Welt. Tatsächlich gibt es nicht nur Land- oder Stadtleben, sondern ein Kontinuum von Möglichkeiten zwischen Wildnis und maximal verdichtetem Zusammenleben auf engstem Raum.
Sowohl Säugetiere als auch Vögel haben sich aus Reptilien entwickelt und die wiederum aus Amphibien und die wiederum aus Fischen und alle entwickeln sich noch immer weiter – auch das ist also in Wirklichkeit ein ganz weites Feld mit fließenden Übergängen, spannenden Wesen wie Schnabeltier und Archeaopteryx, die gar nicht gut in die eine oder andere Schubladen zu passen scheinen bzw. in mehrere gleichzeitig hüpfen wollen.

Die Schubladen sind schon praktisch, weil sie gewisse Konzepte fassbar und benennbar machen und so erst den Gedankenaustausch darüber ermöglichen. Aber man ist gut beraten, sich daran zu erinnern, dass es eben Vereinfachungen, ideelle Kategorien in unseren Köpfen sind. Die Natur selbst unterteilt nicht zwischen Fischen, Reptilien, Säugetieren und so weiter. Genauso gibt es vermutlich auch keinen eindeutigen Homo-, Bi-, Hetero- oder Zooschalter in der Natur. Zwischen dem absoluten Homo und dem absoluten Hetero gibt es ein ganzes Kontinuum von Möglichkeiten, wie sehr man sich für das eigene oder ein anderes Geschlecht sexuell begeistern kann und wie groß die Neigung ist, sich in jemanden jenes Geschlechts zu verlieben.

Mit der Zuneigung zu anderen Tieren als uns Menschen (auch wir sind ja Tiere) ist das auch so. Wahrscheinlich gibt es nicht irgendein Gen, dass einem zum totalen Hundezoo macht, und ein anderes, dass einen nur auf Delfine oder auf Pferde fixiert.

Wir haben sicherlich gewisse Neigungen, aber als sexuelle Wesen haben wir auch immer eine mehr oder weniger große Offenheit von der Biologie her, mit anderen Wesen Partnerschaften auf Dauer oder auch nur für ein Abenteuer einzugehen. Im Laufe des Lebens kann sich das sogar ein bisschen ändern durch Erfahrungen zum Beispiel, die man macht. Ohne jegliche Flexibilität wären wir auch doof dran, weil wir dann kaum eine Chance hätten, den exakt passenden Partner je zu finden. Und wenn wir ihn doch gefunden hätten, würden wir ihn ohne Flexibilität nach ein paar Jahren nicht mehr mögen können, weil er sich durchs Altern ja unweigerlich verändert.

Ich vermute, dass deine Unsicherheit, was du bist, einfach nur ein Ausdruck deiner ganz natürlich angelegten Offenheit ist, dem prinzipiellen Potenzial, Partnerschaften mit verschiedenen Wesen einzugehen. Das ist nichts Schlechtes, finde ich. Ich würde raten, dich nicht darüber zu grämen, dass du nicht so recht weißt, in welche Schublade du dich setzen sollst. Man muss sich gar nicht auf eine Schublade festlegen.

Die Schubladen sind wie gesagt abstrakte, vereinfachende Konzepte – Theoriezeug. Du bist real mit deiner ganzen Vielfalt. Vielleicht wirst du dich einmal entscheiden eine deiner Möglichkeiten zu vertiefen und andere damit beiseite zu lassen, zum Beispiel weil du einem bestimmten Partner verfällst. Das machen wir ja auch auf anderen Feldern alle, zum Beispiel, wenn wir einen Beruf wählen. Aber mach dir deswegen keinen Stress. Man kann den Beruf auch noch wechseln, wenn man nicht auf Dauer glücklich damit wird.

Hm, ich habe jetzt nur zu einem Aspekt etwas gesagt. Du hast noch viel mehr Themen angestoßen, aber weil mein Beitrag schon so lang ist, mache ich hier erst einmal Schluss und schreibe vielleicht später noch zu den anderen Punkten.
 
Ich habe mich mittlerweile damit abgefunden, das es so etwas wie eine feste sexualität nicht gibt.

Ich dachte auch mal, ich sei schwul, mittlerweile bin ich zu dem Schluss gekommen, daß es nicht wirklich Sinn macht, mich selbst in irgendeine Schublade zu stecken, da sich im Laufe der Jahre eh große Teile der eigenen lebensumstände ändern, und man sich so nur Richtungen verbaut, in die man sich entwickeln könnte, nur weil man glaubt, einem bestimmten sterotyp entsprechen zu müssen.


So wie du schreibst, gehe ich mal davon aus, daß du noch verhältnismäßig jung bist, vielleicht um die 22 rum. Da ändert sich noch alles teilweise in kurzen Abständen. Ich selbst war erst so ungefähr mit 31 größtenteils fertig mit der eigenen Entwicklung, und selbst jetzt verändere ich mich noch, es geht nur etwas langsamer.
 
Back
Top